Die Regeln der Jagd
Beim Anblick der Pferde, Reiter und Hunde bleibt selbst dem ahnungslosen Beobachter nicht verborgen, dass hier immernoch sehr viel Wert auf Pflege der alten Bräuche und Sitten gelegt wird.
Besondere Aufmerksamkeit wird auch der Kleidung zuteil: Den Rock, wie das länger geschnittene Reitjacket auch genannt wird, trägt der Jagdreiter traditionell in Rot - die Signalfarbe ist sehr
hilfreich, um die Jagdteilnehmer im Wald oder im Nebel besser sichtbar, oder gar heruntergefallenen Reiter im Gelände leichter auszumachen. Der "Rote Rock" der Taunusmeute hat einen blauen
Kragenspiegel. Der Rock wird noch heute vom Master verliehen als Verdienst für anerkennenswerte reiterliche Leistung. Er wird in jedem Fall nur innerhalb der offiziellen Saison getragen. Die Damen
der Taunusmeute reiten während der Saison im blauen Rock. Ausserhalb der Jagdsaison reiten wir in einem Jacket in gedeckten Farben, gern auch in Tweed.
Der splittersichere Sturzhelm hat Melone oder Zylinder abgelöst. Besonders sicherheitsbewußte Jagdreiter kaufen ihren Jagdrock gleich ein zwei Nummern größer: sie tragen unter ihrem Jagdrock eine
Sicherheitsweste, wie sie in Military-Prüfungen zu tragen inzwischen Pflicht ist. Manche tragen auch "darüber" - die realtiv neuen Airbackwesten.
Auf ein Relikt aus alten Zeiten mag der stilbewußte Jagdreiter auf keinen Fall verzichten: er zieht auch heute noch ein handgebundenes Plastron dem industriell gefertigten vor. Das aufwändig
gebundene Plastron konnte früher im Bedarfsfall gleich als Bandage für Verletzungen bei Reiter oder Pferd genutzt werden.
Vor der Jagd
In der Einladung zur Jagd ist der Ort des Stelldicheins angegeben. Dort findet man sich frühzeitig ein, Viele Veranstalter führen ein Jagdbuch, in das man sich - gegebenfalls nach Entrichtung
eines Cup-Geldes - einträgt. Halten Sie nach dem Jagdherren Ausschau und bedanken Sie sich bitte für die Einladung zur Jagd!
Zur Uhrzeit des Abritts haben die Jagdreiter aufgesessen und bilden einen großen Halbkreis. Nehmen Sie das erste mal an einer Reitjagd teil? Halten Sie Ausschau nach "Meute-Schabracken". Suchen
Sie sich einen erfahrenen Vordermann mit erfahrenem Jagdpferd und keinen "Einmal-im-Jahr-Jagdreiter", der sein "einmal-im-Jahr-Jagdpferd" schon beim Stelldichein nicht mehr am Zügel hat.
Die Equipage, bestehend aus Master, Huntsman, den Pikeuren und dem Schleppenleger, führen die Hunde heran. Der Equipage mit der Meute folgt der Jagdherr. Er ist der eigentliche Gastgeber, der
meistens auch das erste Feld der Reiter anführt manchmal auch die Schleppe begleitet. Oftmals trägt er eine weiß-schwarz-weiße Armbinde. Die männlichen Jagdteilnehmer ziehen zur Begrüßung der Hunde
ihre Kappe, der Jagdherr begrüßt die Jagdgesellschaft und gibt die Einteilung der Jagdfelder bekannt.
Meist wird die Jagdgesellschaft in mindestns zwei Gruppen, genannt Felder, aufgeteilt: Wer im sogenannten "springenden Feld" reitet, geht damit die Verpflichtung ein, jedes Hindernis auf der Strecke
zu springen. Das "nichtspringende Feld" ist für Reiter, die nicht springen möchten. Ist die Jagdgesellschaft sehr groß, gibt es gelegentlich ein drittes Feld. Manchmal ein "Kann-Feld" in dem - wie
der Name schon ahnen läßt - gesprungen werden kann, aber nicht muss. Manchmal gibt es aber auch ein spezielles Feld für Ponys- und Kleinpferde. Jedes Feld wird von einem Feldführer am Anfang und
Pikören im Feld und am Schluß eingerahmt.
Während der Jagd
Nach der Begrüßung am Platz des Stelldicheins wird die Meute zum Anlegeplatz für die erste Schleppe geführt. Der Schleppenleger legt die erste Schleppe. Wenn der Master die Hunde freigibt, sind
erfahrene Jagdpferde wie elektrifiziert vom Geläut der Hunde (wie der Jagdreiter das weithin hörbare freudige Gebell nennt) und warten unter Spannung darauf, dass der Master die Schleppe auch für die
Reiter freigibt. "Gute Jagd!" wünscht er und "gute Jagd" rufen die Reiter zurück. Dann geht es endlich zum "Run" auf die Schleppe!
Die Jagdstrecke führt je nach Jahreszeit über eine Entfernung von zehn bis zwanzig Kilometern, die aufgeteilt sind in verschiedene Schleppen. Schrittpausen dazwischen und Stopps dienen der Erholung
der Meute und von Reitern und Pferden.
Manche Veranstalter locken auch zahlreiche Zuschauer an, insbesondere wenn diese mit Traktoren oder Kutschen an die interessantesten Stellen gebracht werden und so die Schleppjagd gut verfolgen
können. Dann werden die Stops ein Event für sich - wenn auch die Zuschauer Gelegenheit bekommen, auf Tuchfühlung mit Hunden und Pferden zu gehen. Der letzte Run endet mit dem "Halali!". Noch im
Galopp ziehen die Reiter den rechten Handschuh aus und rufen "Halali - Halali - Halali". Der Ruf kommt aus dem französichen "ha la lit" - "da liegt er".
Die Meute wird geschlossen an einen Platz geführt, an dem die Zuschauer bereits eingetroffen sind und wo das Halali-Feuer brennt und Hornsignale ertönen. Die Reiter sitzen ab und bilden mit ihren
Pferden an der Hand einen Halbkreis um die Hunde, die begierig auf Ihre "Jagdbeute", das "Curée" (frz. "die Beute") warten, die sie zur Belohnung und als Ersatz für die Innereien des erlegten Wildes
erhalten. Das Curée, das wir unseren Hunden vorlegen, ist Rinderpansen.
Tragen auch Sie zum Gelingen bei!
Während der Jagd heißt es "Strichreiten" - in gerader Linie. Eine Jagd ist kein Wettrennen. Jagdreiter sind von der Mitarbeit ihrer Hunde und Pferde abhängig, aber sie müssen auch selber zum Gelingen beitragen, denn bei der Jagd kommt es auf das Zusammenspiel aller an. Machen Sie stets den Hunden den Weg frei, reiten Sie zur Seite, wenn einzelne Hunde auf schmalen Schneisen nachkommen. Es gibt nichts Verachtenswerteres, als einen Hund zu verletzen.
Der Vordermann wird nicht überholt. Beobachten Sie, was vor und neben Ihnen geschieht um niemanden zu behindern und nicht behindert zu werden. Bemühen Sie sich auch am Sprung möglichst in flüssigem Rhytmus zu bleiben.